Trüffelanbau – eine Chance für Natur und Umwelt
Die innovative Nutzungsmöglichkeit von landwirtschaftlichen Flächen als Truffière ist nicht nur wirtschaftlich hoch interessant:
Auch aus ökologischer Sicht bietet sie vielfältige Möglichkeiten und Chancen für Natur und Mensch. Selbst groß angelegte Trüffelkulturen fördern durch die aktive Gestaltung eines naturnahen Umfeldes langfristig immense Chancen für die Aufwertung des gesamten Landschaftsbildes, für die Natur und den Menschen.
Auf den Plantagen der Alfelder Trüffel GbR wurden 2014 an Stelle von Trüffelbäumen insgesamt 450 Wildobststräucher und -bäume zwischen die schon etablierten Trüffelpflanzen gesetzt.
Das Ziel? Artenvielfalt! Obstbäume stehen durch die Bildung einer ganz anderen Art von Mykorrhiza nicht in Konkurrenz zu den Trüffelbäumen. Es besteht also keine Kontaminationsgefahr! Im Gegenteil: Schon lange gibt es Ansätze, die vermuten lassen, dass Wildkirsche, Felsenbirne und Co auch die Entwicklung von Trüffeln positiv beeinflussen können. Darüber hinaus locken die Blüten und Früchte solcher Pflanzen viele Nützlinge auf Ihre Trüffelplantage, was wiederum die Notwendigkeit reduziert, chemische Mittel gegen Krankheiten oder Schädlinge anzuwenden.
Jeder Trüffelbauer sollte die Stärke haben, auch mit ansehen zu können, wie hier und da mal ein Bäumchen z.B. an Wühlmäuse verloren geht! Im Gegenzug sorgen die kleinen Nager nämlich intensiv für die Verbreitung von Trüffelsporen – auf Ihrer Truffière! Der Kot von Rötelmäusen beispielsweise besteht bisweilen aus bis zu 100% (!!!) Trüffelsporen. Nach dem Passieren des Darmes sind diese dann umso keimungsfreudiger. Jede erlegte Maus ist somit ein verloren gegangener natürlicher Impfstoff-Hersteller. Wer die Jagd hingegen den Greifvögeln und dem Mauswiesel überlässt, unterstützt aktiv ein vielfältiges Treiben auf seiner Fläche.
Die hohe Biodiversität einer Trüffelplantage zeichnet ein völlig neues Bild der Landwirtschaft.
Eine natürliche Gliederung landwirtschaftlich genutzter Flächen wirkt sich positiv auf die Vielfalt von Flora und Fauna aus. Durch eine durchdachte Pflanzung können parallel auch wertvolle Freiflächen erhalten bleiben.
Pflanzungen „in Reih‘ und Glied“ sind keine Bedingung. Dem Pilz ist es auch relativ egal, in welcher Form seine Symbiosepartner gepflanzt wurden. Auch macht es einen Unterschied, ob man Haselnuss und Hainbuchen oder Eichen und Rotbuchen pflanzt! Wie stellen Sie sich Ihre Truffière in 20, 30 oder 50 Jahren vor? So stellt sich bei jeder Trüffelplantage auch die Frage, welches die „richtigen“ Baumarten sind. Wie sieht die natürliche Vegetation aus? Liegt die Fläche geschützt? Könnte man sie einfrieden? Eventuell sogar mit völlig anderen Sträuchern wie z.B. Weissdorn und Schlehe?
Eine Wildkamera gibt nur das Treiben eines minimalen Bereiches preis. Allein, was sich an größeren Säugern auf den Plantagen bewegt, ist bemerkenswert!
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen bestätigt den extensiven Charakter von Trüffelplantagen.
Fast scheint es in der heutigen Zeit gewöhnungsbedürftig, dass es auch Produktionsverfahren von solch wertvollen Nahrungsmitteln wie den Trüffeln gibt, die gleichzeitig auch umwelt- und naturschutzrelevante Ansätze berücksichtigen und sogar aktiv unterstützen können.
Trüffelplantagen entwickeln sich im Laufe der Jahre zu wertvollen Rückzugsgebieten für viele Tierarten.
Und dies passiert ganz automatisch, nebenbei sozusagen! Während es viele Schutzmaßnahmen gibt, dessen Ziel es ist, den überwiegend monokulturellen Anbau der konventionellen Landwirtschaft zu kompensieren, stellen Trüffelplantagen allein aufgrund der verschiedenen Baum- und Straucharten ganz natürliche Natur-Inseln dar.
Auf diesen „ökologischen Hotspots“ siedeln sich langfristig die verschiedensten Tier- und Pflanzenarten an. Der BUND beispielsweise fördert durch das Anlegen von sogenannten „Wildkatzenkorridoren“ die Wieder-Vernetzung von Waldflächen, um die Ausbreitung und Wiederansiedlung dieser seltenen Tiere zu fördern. Auf den Plantagen der Alfelder Trüffel GbR nun tatsächlich Wildkatzen nachzuweisen, ist die schönste Bestätigung des extensiven Charakters von Trüffelplantagen!
Eine ausgewogene Artenvielfalt fördert das biologische Gleichgewicht und hilft dabei, auf möglichst viele der „Schädlings-“ oder „Unkraut-“ Bekämpfungsmittel zu verzichten.
Was im Ackerbau heutzutage fast undenkbar scheint, kann mit etwas Geschick auf Trüffelplantagen etwas leichter realisiert werden. Zwar geht es auch bei dieser extensiven Kultur gerade in den ersten Jahren darum, gewisse natürliche Entwicklungen zunächst zu unterbinden oder zumindest einzudämmen. Doch recht schnell sind die Bäume stark genug, so dass dies ist in aller Regel auch ohne chemische Hilfsmittel zu bewerkstelligen ist. Im Großen und Ganzen kann man die Entwicklung des natürlichen Aufwuchses sich selbst überlassen. Termingerechtes Mähen, vor allem aber der Verzicht auf Dünger, fördern eine nachhaltige Entwicklung von besonders konkurrenzempfindlichen Blühpflanzen.
Je nachdem, welche Vorkultur sich auf der Fläche befand, kann man über Jahre hinweg unterschiedlichste Stadien beobachten. Erst siedeln sich anspruchslosere Pioniergräser und -kräuter an, welche dann nach und nach durch weitere und immer buntere und auch seltenere Pflanzenarten ergänzt werden.
Horstbildende Gräser wie zum Beispiel Trespen, sind ein natürlicher Bewuchs, der ausreichend Platz und Luft für viele weitere Pflanzenarten lässt. Auch für Ihre Trüffelbäume! Diese natürliche Entwicklung ermöglicht dann wiederum vielen Tierarten die Nahrungssuche, bietet Verstecke und Nistmöglichkeiten für Insekten, Reptilien, Vögel und Säuger. Diese Vielfalt wird zusätzlich gefördert, wenn Sie durch bewusste „Lücken“ in den Pflanzreihen kleine und größere Freiflächen entstehen lassen. Denn es ist nunmal so, dass der sich früher oder später bildende Halbschatten der Trüffelbäume den Wiesencharakter langsam in einen etwas halbschattigen – aber ebenso wertvollen – offenen Hain verwandelt. Dieser beheimatet dann aber auch wieder einige andere Arten. Wer also beides, den Wiesen- und den Haincharakter, fördert, erntet nicht nur bunter, sondern am Ende vielleicht sogar besser!