Trüffelsuche verboten!
Die momentane Situation in Deutschland erlaubt es nicht, Trüffeln der freien Natur zu entnehmen. Dies ist dem Irrglauben geschuldet, in Deutschland gäbe es keine Trüffeln und die, die es gibt, seien so selten, dass man sie unbedingt schützen müsse. Pauschal setzte man also alle Arten der Gattung Tuber auf die Rote Liste. Dadurch sind sie durch die Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) unter besonderen Schutz gestellt.
Hier scheiden sich nun die Geister, denn eines steht fest: Unter den vielen verschiedenen Arten gibt es eben einige, die überaus häufig vorkommen und die keineswegs „vom Aussterben bedroht“ sind, weswegen ihre Unterschutzstellung aufgrund von Seltenheit ungerechtfertigt ist.
Logische Konsequenz ist, dass sich plötzlich die unterschiedlichsten Behörden mit dem zunehmenden Interesse an der Existenz von Trüffeln auseinander zu setzen haben. Trüffelfreunde fordern bereits eine Lockerung des Verbotes für den „Eigenbedarf“ – und sie haben gute Argumente.
Laut Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) verboten: Trüffelsuche in freier Natur.
Ob eine Aufhebung des Sammelverbotes das richtige Resultat wäre, steht auf einem anderen Blatt Papier:
Es ist unwahrscheinlich, dass sich, selbst bei einer Einschränkung durch Sammellizenzen oder anderen Regelungen, die wilde Trüffelsuche kontrollieren ließe. Schon gar nicht, wenn sich parallel ein Handel mit den kultivierten Trüffeln entwickelt. Die finanziellen Interessen stünden für Viele im Vordergrund und auf dem Wochenmarkt lässt sich nicht mehr kontrollieren, woher die Ware stammt: aus dem Wald oder von der Plantage?
Wir sind der Überzeugung, dass die Trüffelsuche mit Hund auf Trüffelplantagen am besten aufgehoben ist. Der Spaß ist ebenso groß, die Erträge sogar höher. Und anstatt durch die Wälder zu kriechen, würde man durch die Anlage von Trüffel-Biotopen die Umwelt eher noch bereichern. Übrigens, falls jemand Böses vermutet, weil Letzteres ja unser Geschäft ist: Die wilde Suche hat keinen negativen Einfluss auf die Rentabilität von Plantagen! Dies beweisen die bekannten Trüffelnationen, in denen beides traditionell nebeneinander praktiziert wird, ohne dass dies dem Trüffelpreis je geschadet hätte.
Zuletzt stellt sich noch die Frage, wie der Hund erkennt, ob die erschnüffelte Art auf der Roten Liste steht!
Meistens überwiegt allein der Jagdinstinkt und die Neugier des Herrchens: Der Hund wird für alles, was er ausgräbt belohnt und somit „falsch“ konditioniert (wir sprechen hier aus eigener Erfahrung – zugegeben!). Der Hund scharrt also bald nach allem, was irgendwie nach Trüffeln riecht. Ignoriert man jedoch das Finden einer anderen Art als der Gesuchten, lernt der Hund oft, zu differenzieren: Die „falschen“, selteneren Arten (von denen übrigens kaum eine einen kulinarischen Wert für uns Menschen hat!), werden nach und nach immer uninteressanter. Gleichzeitig ist dies ein Beispiel dafür, dass ein Trüffelhundbesitzer ständig damit konfrontiert sein kann, am laufenden Band Ordnungswidrigkeiten zu begehen, weil es Trüffeln eben überall gibt – und der Hund sie entsprechend anzeigt. Jedes Mal, wenn ein Fruchtkörper ausgegraben wird, begibt man sich dadurch in eine rechtliche „Grauzone“. Letztlich kann man sich nur darauf berufen, dass der Hund die Bundesartenschutzverordnung einfach nicht versteht.
Für uns Trüffelbauern spielen diese rechtlichen Fragestellungen glücklicherweise keine Rolle.
Die Unterschutzstellung bezieht sich schließlich nur auf wildlebende Populationen. Im Gegenteil: der Anbau auf Plantagen ist gleichzeitig der beste Schutz für die Trüffel.
Ein Bild, an das man sich gewöhnen sollte: Trüffelplantagen in Deutschland!
2-jährige Trüffelplantage im Leinebergland (2014).
In Deutschland ist ganz allgemein ein zunehmendes Interesse an der Tatsache, dass wir eine Trüffelnation sind, zu verspüren.
Dieses Interesse zieht sich durch alle Schichten und Berufsgruppen und es ist von unterschiedlichster Natur:
Pilz- und Naturfreunde, Waldliebhaber und Hundebesitzer sind meist allein durch ihre Nähe zur Natur von der Erkenntnis angetan, welches Leben sich da im Verborgenen unter der Erdoberfläche abspielt. Außerdem haben die Trüffeln eine sehr traditionsreiche Vergangenheit in Deutschland, was Kulturbegeisterte ebenso anspricht.
Doch auch weniger positive Tendenzen sind zu registrieren:
Vor allem Trittbrettfahrer wettern gute Chancen, die in weiten Teilen noch unwissende Bevölkerung dazu zu bewegen, in aberwitzige „Trüffelfonds“ zu investieren. Man ist am Ertrag einer Anlage „beteiligt“, muss jedoch zuvor 1000 €/Pflanze investieren – schließlich produziere 1 Baum ja etwa 1 Kilo Trüffeln und jedes davon bringt 1000 €. Doch sobald sich die Investoren bewusst werden, dass das niemals der Fall sein wird, aalen sich die ehemaligen „Fond-Manager“ bereits in Sardinien. Wetten?
Auch erstaunlich Kurioses gibt es zu verzeichnen:
Vatikanangehörige, die mit nackten Füßen Trüffeln im Boden ertasten – auf deutschen Friedhöfen. Wir haben es selbst gesehen. Viele weitere Geschichten ranken sich um das „schwarze Gold“ und solange es keinem weh tut, ist dieses Erwecken von Aufmerksamkeit vielleicht auch gar nicht so verkehrt, denn eines bewirkt es sicherlich: Der Trüffel in Deutschland zu einem neuen, angemessenerem Stellenwert zu verhelfen!